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Interview mit Manfred Werdan







Herr Werdan, Sie besuchen das Maristengymnasium Fürstenzell seit dem Schuljahr 2013/14 und begeistern mit Ihren Tieren ganze Jahrgangsstufen. Diesmal haben wir eine Reihe an Fragen an Sie.
Wie sind Sie dazu gekommen, Schulen zu besuchen und an ihnen Vorträge über Amphibien, Reptilien und Gliederfüßer zu halten?


Also ich beschäftige mich ja schon seit meiner Jugend mit diesen Tieren – das sind mittlerweile 52 Jahre. Mit sieben Jahren habe ich angefangen und seit 27 Jahren ist das mein Beruf. Weil mich die Tiere selber interessiert haben, habe ich mir gedacht, das wäre was für die Schulen und da ist dann reges Interesse entstanden und seitdem mache ich das beruflich.

Respekt. Welchen Beruf hatten Sie ursprünglich?

Ich bin von Beruf Maschinenbaumeister. Ich komm also eigentlich aus einem technischen Beruf. Das hat mir natürlich beispielsweise beim Bau von Terrarien sehr geholfen, und wenn man sich mit Elektrik ein bisschen auskennt, dann kann man sich einiges an Geld sparen.

Das glaub ich gern. Und welche der Tätigkeiten ist Ihnen lieber?

Wenn man das Hobby zum Beruf machen kann, ist das schon eine schöne Sache. Ich fahre jeden Tag gern in die Arbeit. Aber heuer – dank Corona – habe ich ein bisschen ein wirtschaftliches Problem. Brutale Einbußen – vom Finanziellen her. Aber ich werde es überleben – hoffe ich.

Sie sind noch immer Sachverständiger für Reptilien und Amphibien der Regierung in Oberbayern?

Das habe ich vor drei Jahren abgelehnt. Ich bin nicht mehr Sachverständiger der Regierung, sondern arbeite jetzt als freier Sachverständiger, mache aber nach wie vor die artgerechte Überprüfung von diesen Tieren. Ich werde auch vom Zoll nach wie vor geholt. Aber das mit der Regierung habe ich mittlerweile abgelehnt, weil mir die Fortbildungstermine immer erst genannt wurden, als meine ganzen Schultermine schon gestanden sind. Und dann war das immer ein Problem, diese Schultermine wieder abzusagen oder umzuändern. Nun habe ich mir gesagt, ich werde jetzt als freier Sachverständiger tätig. Aber 14 Jahre war ich Sachverständiger der Regierung von Oberbayern.

Sie haben bereits einige Aufgaben als Sachverständiger angesprochen. Welche zählen noch dazu?

Zum einen das Überprüfen artgerechter Haltung. Zudem muss man es auch überprüfen, wenn jemand gefährliche Tiere halten möchte – zum Beispiel Giftschlangen, was ja in Bayern grundsätzlich verboten ist – aber in Baden-Württemberg zum Beispiel darf man es machen. Und dabei geht es eben um die Überprüfung der Zuverlässigkeit der Leute und darum, ob die Sicherheitseinrichtungen gewährleistet sind. Also Sicherheit ist meine Aufgabe.

Okay. Und mit welchen Tierarten haben Sie ursprünglich begonnen?

Angefangen habe ich mit Molchen, Fröschen, Salamandern. In meiner Jugend habe ich sie noch fangen dürfen, wobei mein Vater immer aufpasste, dass die Tiere entsprechend versorgt wurden – mit Futter und frischem Wasser. Und wenn das nicht der Fall gewesen wäre, meinte er: Dann lässt du die Tiere wieder frei!
Die erste ausländische ungiftige Schlange war eine Strumpfbandnatter aus Kanada, die habe ich mit elf Jahren bekommen. Ansonsten habe ich mit Ringelnattern angefangen, also insgesamt mit einheimischen Arten.

Und wie viele einzelne Tiere und wie viele Tierarten besitzen Sie derzeit?

Also, ich habe jetzt momentan 13 Schlangenarten, insgesamt sind es 72 Stammschlangen. Stammschlangen bedeutet, dass die Jungtiere nicht mitgezählt werden. Außerdem besitze ich sechs verschiedene Echsenarten, davon zwei Chamäleonarten. Ansonsten habe ich noch einiges an Spinnen, Skorpionen und Insekten für die neunten Klassen – da sind die Gliedertiere im Lehrplan.

Das sind sehr viele Tiere. Und welche Ihrer Tierarten sind besonders anspruchsvoll und pflegebedürftig und welche eher weniger?

Es gibt Anfängertiere, die pflegleichter sind. Aber generell sind Reptilien mit anderen Haustieren nicht vergleichbar. Bei Amphibien, also zum Beispiel bei Fröschen, muss man eben auf die Feuchtigkeit achten. Aber das ist eben bei allen Tieren wichtig, dass Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw., dass das Klima in den Terrarien einfach passt.

Haben Sie unter Ihren Tierarten einen Favoriten? Sie können auch mehrere nennen!

Nein. All diese Tiere interessieren mich. Die werden alle entsprechend ihren Bedürfnissen gehegt und gepflegt. Das sind ja meine „Angestellten“, denen soll es gut gehen. Also Lieblingstiere habe ich so gesehen nicht.

Und eine Lieblingsart?

Auch nicht. Wichtig ist mir der Artenschutz und dass man den Schülern vermittelt, dass diese Tiere mit normalen Haustieren nicht vergleichbar sind. Viele wollen zum Beispiel eine Schlange haben – dazu sage ich: „Pass auf, erkundige Dich ausführlich und dann kann das ein wunderschönes Hobby sein!“

Im Namen des Maristengymnasiums bedanken wir uns ganz herzlich für das Gespräch.

Ich bedanke mich auch und alles Gute!

Das Interview führte: Hannah Hausner, Q12
Transkript: Matthias F. Weber
Tonaufnahme: Lucie Bischof, Q12


Hier ist das Interview auch zum Nachhören: