Michael Ritzinger präsentiert stolz sein Alvarium, das sich mit Präzision und Schönheit in das bereits bestehende Ensemble der Schulimkerei eingepasst hat.
Man schmiert ihn zum Frühstück aufs Brot, süßt bei Erkältungen seinen Tee, gibt ihn bei trockener Haut in Gesichtsmasken oder löffelt ihn einfach so: Honig – Schon die Ägypter wussten das Erzeugnis der Bienen als elitäres Lebensmittel zu schätzen, sodass es als Speise der Götter bezeichnet wurde. Schließlich schmeckt der Honig nicht nur lecker, sondern spendet auch Feuchtigkeit, wirkt entzündungshemmend, sogar heilend. Ein echtes Superfood also!
Damit wir das flüssige Gold – mit welcher Intention es auch sein mag – genießen und nutzen können, brauchen wir jedoch zunächst die fleißigen Bienen. Sie sind es (sehr vereinfacht zusammengefasst), die von Blüte zu Blüte fliegen, den gesammelten Nektar mit körpereigenen Enzymen anreichern und auf die Waben verteilen, von denen der Honig nach einem komplexen Reifungsprozess entnommen werden kann. Der Schutz der Honigbiene und die Wiederherstellung ausreichender Lebensräume für die Bestäuberinsekten bilden daher eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Ohne Hilfe kann eine Biene aufgrund des vermehrten Pestizideinsatzes und der Ausbreitung eingeschleppter Schädlinge kaum mehr überleben.
Das Wahlfach Bienenkunde am Maristengymnasium Fürstenzell macht es sich daher nun schon seit 30 Jahren zur Aufgabe, Bienen eine Heimat zu geben und dafür zu sorgen, dass sie Blumen zum Anfliegen haben. Die Lehrkräfte Karin Hölzlwimmer, Simon Fischer, Klaus Brunhuber, Helgard Gilitzer und Sigrid Strahberger betreuen dabei die Schülerinnen und Schüler, welche die Begeisterung für die Imkerei mit ihnen teilen. Michael Ritzinger, der mittlerweile sein Abitur in der Tasche hat, war einer dieser Schüler und seit der 5. Klasse Teil der schuleigenen Imkerei. Unter anderem dadurch haben er und seine Familie über die Jahre hinweg eine große Leidenschaft für die Arbeit rund um die Biene entwickelt, sodass Michael auch zu Hause eigene Bienenvölker umsorgt und seine Eltern die Schulimkerei immer wieder tatkräftig unterstützten.
Im Rahmen des Profilfaches Bienen und Umwelt, das Michael in der Oberstufe gewählt hatte, entschied er sich für ein ganz besonders Projekt: die Herstellung eines Alvariums, einer sogenannten Klotzbeute. Diese transportablen Bienenbehausungen, bestehend aus einem ausgehöhlten Baumstamm, baute man im Mittelalter, um Honig gewinnen zu können. Naheliegend, wenn man bedenkt, dass Bienen ihre Wohnungen eigentlich meterhoch in einem Baum anlegen und das eine Honiggewinnung für den Menschen schwierig macht. Mit einer solchen Klotzbeute als Unterkunft kommt man aber den Bedürfnissen der Honigbienen schon recht nahe.
Bei der Anfertigung des Alvariums legte sich die ganze Familie Ritzinger zum Ende von Michaels Schullaufbahn noch einmal richtig ins Zeug. Karin Hölzlwimmer, seit 15 Jahren Leiterin des Wahl- und Profilfachs Bienen und Umwelt, spendete dazu einen passenden Baumstamm, der sich sehen lassen kann. Der Jungimker stemmte dann das gesamte Holz in mühevoller Handarbeit aus dem Stamm heraus, nachdem er die Größe des Raumes für die Bienen mittels Kettensäge festgelegt hatte, und baute ein filigranes Innenleben, in das die Bienen einziehen werden. Das Besondere hier sei, dass man das Innenleben nicht – wie bei Klotzbeuten früher üblich – herausschneiden muss, sondern dieses herausgenommen werden kann.
Mittlerweile ziert das Alvarium, dessen Außentüre passend zur Herkunft in der Art einer mittelalterlichen Burgverzierung bemalt wurde, das Schulgelände entlang des Zeller Baches. Familie Ritzinger vermachte dieses einzigartige Kunstwerk dem MGF nämlich als Abschiedsgeschenk. Im professionell gestalteten Bodenfundament versenkte Michael außerdem für spätere Generationen eine lateinische Inschrift in einer Bienenflasche. Damit bleibt er auch nach Beendigung seiner Schullaufbahn ein Teil der Schulimkerei-Familie, indem er nicht nur den Bienen ein naturnahes Zuhause und den Schulimkern eine Möglichkeit zur Honigernte erbaute, sondern es vorbeischlendernden Spaziergängern auch ermöglicht, durch den Schaukasten einen Blick ins Innenleben des Alvariums zu werfen und die Bienen bei ihrer Arbeit zu beobachten. Damit leistet er einen kleinen Beitrag, die Bedeutung der faszinierenden und für uns lebensnotwendigen Insekten ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Katharina Zauner
Der Schaukasten ermöglicht es, die Bienen bei ihrer Arbeit zu beobachten.