Die Theatergruppe des MGF gedenkt den Literaten, deren Werke der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten zum Opfer fielen
90 Jahre ist es her, dass es unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in deutschen Städten zu systematischen kulturpolitischen „Säuberungen“ kam, bei denen Werke verbrannt wurden, die als „undeutsch“ galten. Darunter berühmte und die deutsche Literatur prägende Schrifsteller wie Heinrich Mann, Joachim Ringelnatz, Oskar Maria Graf und Bertolt Brecht. „Undeutsch“ war dabei alles, was sich kritisch zu den politischen und gesellschaftlichen Umständen dieser Zeit und der Vorgehensweise der Regierung äußerte oder von dieser als anstößig empfunden wurde. Eine Ära der staatlichen Zensur und Kontrolle der Kultur wurde eingeleutet, um das Motto „Wider den undeutschen Geist“ durchzusetzen. Ein Autor, dessen Geschichten wir schon in unseren Kindertagen lauschten, mischte sich selbst unter die Studierenden, Professoren und Parteifunktionäre, begleitet von gewalterbereiter SS und SA. Erich Kästner sah mit eigenen Augen, wie Teile seiner Werke unter jubelnden Zurufen den Flammen anvertraut wurden.
Und eben hier setzt das Bühnenstück an, das die Theatergruppe des Maristengymnasiums Fürstenzell unter Leitung von Alois Pribil dieses Jahr zum Besten gegeben hat. „Das Haus der Bücher“ von Michael Paul und Anja Kurz gibt einen Einblick in die Erfahrungswelt damaliger Autoren, die innerhalb weniger Tage von beliebten Schriftstellern zu verdächtigen und verfolgten Reichsfeinden wurden. Im echten „Haus der Bücher“, seinerzeit eine der bedeutendsten Buchhandlungen Europas, kamen in Königsberg die Schriftsteller zusammen, die etwas auf sich hielten. Es diente als Hauptschauplatz der Theaterbühne, auf der die jungen SchauspielerInnen die schwere und bedrückende Thematik mit dem entsprechenden Feingefühl, aber ebenso mit der nötigen realistischen Darstellung zu behandeln vermochten, die eben notwendig ist, um das Geschehene nicht zu verharmlosen. Bewegend stellten die SchülerInnen dar, wie eine Gruppe von Autoren, u.a. Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz, gemeinsam mit dem Leiter der Buchhandlung versuchen, Bücher zu tarnen, um sie vor der Verbrennung, dem Vergessen zu retten. Aufgrund der packenden schauspielerischen Darbietung konnte das Publikum die Gefahr regelrecht fühlen, in die sich die Literaten dabei begeben haben. Eindrucksvoll stellte die Theatergruppe das Ereignis der Bücherverbrennung selbst dar, indem die Kulisse nach draußen verlegt wurde, wo die Literaten – wie seinerzeit Erich Kästner – zusehen mussten, als unter Fackelzügen und rechtsextremen Tiraden die eigenen Werke dem Feuer übergeben wurden. Dass es bereits 1933 – im Rahmen dieser Ereignisse – Widerstand gegeben hat, zeigt auch dieses Theaterstück. Welche Gefahr ein solcher Widerstand mit sich brachte und welcher Mut und welche Bewunderung den Widerstandleistenden daher zugedacht werden muss, untermauert das Ende des Dramas, das mit Schrecken und Tod endet.
Welche verheerenden Folgen es nämlich haben kann, wenn ein Staat, eine Gesellschaft keine anderen Meinungen mehr zulässt, erkannte Heinrich Heine bereits 1823: „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Er prophezeite, was unfassbar brutale Wirklichkeit wurde. Und da die Geschichte nunmal die Eigenart hat, sich zu wiederholen, ist es umso wichtiger, dieser zu Gedenken, damit nicht in Vergessenheit gerät, was sich niemals wiederholen darf! Diesem Erinnerungsauftrag kam das MGF mit seiner Theateraufführung in gebührender Weise nach.