Opfer von häuslicher Gewalt benötigen dringend mehr Plätze zur Zuflucht. Das MGF will mit einer Spende für das Frauenhaus Passau einen kleinen Beitrag dazu leisten.
UN-Angaben zufolge seien im vergangenen Jahr weltweit etwa 89.000 Frauen und Mädchen ermordet worden. Die Zahl der Femizide ist somit so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Unter dem Begriff „Femizid“ versteht man dabei eine vorsätzliche Tötung von weiblichen Personen aufgrund ihres Geschlechts bzw. wegen bestimmter Vorstellungen von Weiblichkeit. Wer jedoch diese Art von Gewalt ausschließlich in Ländern mit wenig emanzipatorischem Fortschritt und hoher patriarchaler Dominanz sucht, liegt falsch. Auch in Deutschland kommt sie in allen sozialen Schichten vor. Das Erschreckende dabei: Laut dem Bundeskriminalamt findet in „etwa die Hälfte […] von den erfassten Opfern von vollendeten und versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt […] im gemeinsamen Haushalt mit der tatverdächtigen Person“ statt (Statistik aus 2020). Bundesfamilienministerin Lisa Paus äußerte sich in diesem Jahr besorgt darüber, dass jede Stunde mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt würden.
Umso wichtiger sei es, Betroffenen eine Möglichkeit zu schaffen, bei physischer oder psychischer Gewalt die Flucht ergreifen zu können. Viele Opfer, die den Schritt wagen wollen, brauchen aber Hilfe, einen Ansprechpartner, einen Zufluchtsort. Und genau das bietet das Frauenhaus in Passau, dessen Trägerschaft, der Sozialdienst katholischer Frauen Passau E.V. (SkF), es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Würde des Menschen zu schützen. Federführend zeigt sich hier Hildegard Stolper, die es sich seit 24 Jahren zur Herzensangelegenheit macht, Frauen in Not zu helfen, ihnen einen Weg aufzuzeigen, der weg führt von Missbrauch, Gewalt, Bedrohung und Kontrolle. Die Vorsitzende des Vereins meinte, sie könne Bücher schreiben über die Fälle, mit denen sie bis heute konfrontiert wurde. Brutal, erschreckend und kaum in Worte zu fassen sind die einzelnen Schicksale und Geschichten, nicht nur der Frauen, sondern auch der traumatisierten und oft ebenfalls geschändeten Kinder.
Neben hauptberuflichen Fachkräften engagieren sich aktuell 24 ehrenamtliche Helferinnen, damit den Geschädigten sowohl eine sichere Obhut als auch Beratungs- und Hilfsangebote bereitgestellt werden können, die den Weg zu einem selbstbestimmten Leben bahnen sollen. Ganz nach dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Aktuell befinden sich 9 Frauen und 18 Kinder in der Obhut des Frauenhauses. In Anbetracht der Fallzahlen werden jedoch viel mehr Plätze benötigt – doch das kostet Geld. Es braucht dringend einen Anbau, der den Zufluchtsort um 5 Plätze für Frauen, 30 für Kinder und 2 Notplätze erweitern soll. Da der SkF für den Betrieb des Frauenhauses eine hohe Eigenleistung aufzubringen hat, ist er unbedingt auf Spenden angewiesen, um die tägliche Versorgung und mehr Raum gewährleisten zu können.
Genau an dieser Stelle wollten die Schülerinnen und Schüler des Maristengymnasiums Fürstenzell helfen und haben hierfür das Schulfest im Sommer wieder mit einem guten Zweck verbunden. 1500 Euro an Spendengeldern konnten mit klassengemeinschaftlich organisierten Aktionen, Auftritten und Verkaufsständen eingenommen werden. Schulleiter Dr. Roland Feucht und Hauptorganisator des Schulfestes, Tobias Thurner, zeigten sich betroffen von den Schicksalen der Bewohner des Frauenhauses und sind froh, mit der Übergabe der Spende einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass sich künftig noch mehr Frauen mit ihren Kindern hilfesuchend an die Einrichtung wenden können, ehe es für sie zu spät ist. Ein weiteres Ziel dieser Geste ist natürlich auch, weitere Menschen dazu anzuregen, für das Frauenhaus zu spenden. Dabei geht es nicht nur um Geldgaben, auch Kleidung, Spielzeug, Kleinmöbel und bezahlbare Wohnmöglichkeiten helfen, diesen Zufluchtsort am Leben zu erhalten und auszubauen, damit sich Opfer von Gewaltdelikten hier Hilfe suchen können und nicht abgewiesen werden müssen. Denn häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern ein gravierendes Problem durch alle gesellschaftlichen Gruppen hindurch, die jeden treffen kann. (Betroffene finden Hilfe unter der 24-Stunden-Notrufhotline +49 851 89272 und unter www.frauhenhaus-passau.de)